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Neuer Baudezernent der Stadt Koblenz

Dr. Andreas Lukas im Interview


Am heutigen 1. Mai tritt Dr. Andreas Lukas das Amt des Baudezernenten der Stadt Koblenz an. In einem Gespräch mit koblenz.de gibt er einen Einblick in seine Pläne für die nun beginnende Amtszeit und zeigt sich darüber hinaus von seiner persönlichen Seite.


koblenz.de: Herr Dr. Lukas, seit heute, dem 1. Mai, sind Sie Baudezernent der Stadt Koblenz. Wir gratulieren Ihnen und wünschen Ihnen alles Gute zum Einstieg in das Amt. Im Vorfeld konnte man natürlich schon einiges zu Ihrer Person erfahren. Bitte stellen Sie sich dennoch einmal persönlich vor. 

Andreas Lukas: Gerne. Ich bin 39 Jahre alt und seit 10 Jahren verheiratet mit meiner Frau Antje. Wir haben einen fünfjährigen Sohn, Philipp, und wohnen derzeit in Nastätten. In meiner Geburtsstadt Mainz bin ich auch aufgewachsen. Nach dem Abitur folgte das Jurastudium an der Universität Trier. Dort gab es damals einen Schwerpunktbereich Umwelt- und Technikrecht. Das Referendariat habe ich beim Landgericht Koblenz absolviert und zu dieser Zeit in einer kleinen Dachgeschosswohnung in der Südvorstadt gewohnt. Danach war ich mit den Schwerpunkten Bau- und Umweltrecht als Rechtsanwalt in Kanzleien in Frankfurt, Leipzig und Andernach tätig. Weitgehend nebenberuflich habe ich parallel an der Universität Kassel im Fach Landschaftsplanung promoviert. Seit 2019 unterrichte ich Umwelt- und Planungsrecht an der Hochschule Geisenheim und bin darüber hauptamtlich als Oberregierungsrat an die Verwaltungshochschule Rheinland-Pfalz in Mayen gekommen.

 

koblenz.de: Seitdem Sie am 15. Dezember 2023 durch den Stadtrat gewählt wurden sind nun fast fünf Monate vergangen. Wie haben Sie diese Anlaufphase vor Ihrer neuen Aufgabe erlebt? Wie haben Sie sich speziell auf die Rolle des Baudezernenten vorbereitet?

Andreas Lukas: Da ich als Rechtsanwalt auch in der Projektentwicklung tätig war, etwa die Baufeldfreimachung für das neue Stadtquartier am ehemaligen Freiladebahnhof in Leipzig mitbegleitet habe, sind mir die Themen des Baudezernats recht vertraut. Den Schwerpunkt im Vorfeld des Amtsantritts habe ich daher auf die Vernetzung gelegt und zudem einige Ausschusssitzungen im Rathaus besucht. Eine Pause zwischen meiner Aufgabe an der Verwaltungshochschule und dem Amtsantritt als Baudezernent gab es nicht. An der Verwaltungshochschule in Mayen endet ein Studienjahr im Mai. Alle Module, Prüfungen und Abschlussarbeiten im Baurecht habe ich noch mitgemacht und ggf. auf den April vorgezogen.

 

Koblenz.de: Wieso haben Sie sich dazu entschieden, für das Amt des Baudezernenten zu kandidieren?

Andreas Lukas: Koblenz erinnert mich sehr an Leipzig, wo ich gerne gelebt und gearbeitet habe. Nicht Landeshauptstadt, dafür sehr schön und derzeit viel in Bewegung. In der Phase zwischen ersten Gesprächen im Juni und dem Einreichen meiner Bewerbung bei der Stadtverwaltung im August 2023 habe ich mich auch intensiver mit den Akteuren im Stadtvorstand und in den Amtsleitungen des Baudezernats befasst. Da arbeiten fähige und interessante Menschen. Diese Aspekte waren ausschlaggebend und natürlich das Einverständnis meiner Frau.

 

koblenz.de: Am Donnerstag, 2. Mai ist Ihr erster offizieller Arbeitstag. Wie sehen Ihr Programm und Ihre Pläne für die ersten Tage im Amt aus?

Andreas Lukas: Los geht‘s am 30. April nachmittags mit einer Einführung im Baustellenbüro auf der Südallee. Am 1. Mai richte ich mein Büro im technischen Rathaus gegenüber dem Hauptbahnhof ein. Am 2. Mai treffe ich vormittags das Team vom Dezernatsbüro. Dann besuche ist bewusst die Mitarbeitenden des Amtes für Stadtvermessung und Bodenmanagement. Dieses Amt steht weniger im öffentlichen Fokus als etwa das Gebäudemanagement, das Tiefbauamt, die Bauaufsicht oder der Eigenbetrieb Grünflächen. Dort wird aber wertvolle Grundlagenarbeit geleistet, die für die anderen Ämter sehr nützlich ist. Tags darauf sprechen der OB und ich mit der Hochschule Koblenz über eine Vertiefung unserer Kooperation. Ich bin der festen Überzeugung, dass mehr studentisches Leben und eine stärkere Präsenz der Hochschulen in Koblenz gut ist für die Stadtentwicklung. Die „harte Arbeit“ lässt auch nicht lange auf sich warten: Bereits am 7. Mai stehen unter anderem ein Bauantrag für acht Sozialwohnungen in Metternich und die weitere Sanierung und Nutzung des historischen Gebäudeensembles am Florinsmarkt auf dem Programm.

 

koblenz.de: Sie sind Jurist, mit den Schwerpunkten Baurecht und Umweltrecht. Bislang waren sie an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz tätig, nebenberuflich waren Sie Lehrbeauftragter für Umweltrecht und Planungsrecht an der Hochschule Geisenheim. Was wird Ihnen hieran besonders fehlen und worauf freuen Sie sich mit Blick auf Ihre neuen Aufgaben am meisten?

Andreas Lukas: Fehlen werden mir die Hochschulen nicht, weil ich Ihnen nebenberuflich verbunden bleibe, wenn auch nur in einem ganz geringen Umfang mit vereinzelten Veranstaltungen primär an Wochenenden. Mich motiviert das Motiv, für das Gemeinwesen tätig zu sein. Seit ich hauptamtlich an der Hochschule bin, bereitet mir die Arbeit viel mehr Freude, obwohl es die gleichen Themen geblieben sind. Im Anwaltsberuf konnte ich mich zwar mit den Projekten und der Aufgabe als Interessensvertreter identifizieren, aber ein Commitment zum Arbeitgeber hat mir immer gefehlt.

 

koblenz.de: Das Baudezernat ist für viele unterschiedliche Bereiche verantwortlich. Welche Themen und Ziele liegen Ihnen besonders am Herzen?

Andreas Lukas: Da ließen sich jetzt wesentliche Projekte nennen, wie etwa die Entwicklung des Wohnquartiers auf dem Gelände der Fritsch-Kaserne, der Weiterbau der neuen Pfaffendorfer Brücke, der Ausbau des Radwegenetzes oder die mittelfristige Betriebsplanung für den Stadtwald. Besonders am Herzen liegt mir aber, dass die Kolleginnen und Kollegen spüren, dass wir ein Team mit Herz und Expertise sind, dass wir uns bei Herausforderungen und Fehlern gegenseitig helfen und dass sich der Baudezernent für die Sacharbeit nicht zu schade ist, etwa beim Formulieren städtebaulicher Verträge. Mein Anspruch ist es mit gutem Beispiel voranzugehen, als erstes Pferd im Gespann, das den Karren mitzieht, nicht als Antreiber, der nur danebensteht und keinen eigenen Beitrag leistet. Grundsätzlich will ich jetzt den Schwerpunkt auf die Projektentwicklung legen, nachdem in den vergangenen Jahren die neue Flächennutzungsplanung im Vordergrund stand.

 

koblenz.de: Stellen Sie sich vor, die acht Jahre Ihrer Amtszeit sind vorbei. Wie sollen die Koblenzerinnen und Koblenzer von Ihrer Zeit als Baudezernent sprechen?

Andreas Lukas: Ich hoffe, dass die Koblenzerinnen und Koblenzer anerkennen, dass man sich den drängenden Herausforderungen, für die es keine einfachen Lösungen gibt, stellt, insbesondere der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum. Projektentwicklung basiert auf Fleiß und Geduld.

 

koblenz.de: Sie selbst stammen nicht direkt aus Koblenz. Was ist es für Sie persönlich, das Koblenz zu einer tollen Stadt und einer echten Heimat macht?

Andreas Lukas: In meiner Heimat Rheinland-Pfalz gibt es drei wunderschöne, historische Städte, nämlich Koblenz, Speyer und Trier. Koblenz verfügt über mehr Grünflächen und Gartenkultur als Speyer und die Infrastruktur in Koblenz ist deutlich besser als in Trier. Von den drei sehr schönen Städten in Rheinland-Pfalz ist Koblenz die lebenswerteste.

 

koblenz.de: Sowohl die Bürgerinnen und Bürger der Stadt, als auch Ihre neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben großes Interesse daran, Sie persönlich als Mensch kennenzulernen. Was ist Ihre Lebensphilosophie?

Andreas Lukas: Dankbarkeit erzeugt Zufriedenheit.

 

koblenz.de: Mit welchen Angewohnheiten können Ihre Mitmenschen Sie so richtig nerven?

Andreas Lukas: Ungeduldige Menschen nerven mich. Gängigerweise wird Ungeduld als lässliche Schwäche von „Machern“ angesehen. Wenn ich aber Verantwortung tragen will für Menschen, die sich weiterentwickeln dürfen, und größere Projekte, die in Zwischenziele unterteilt sind, dann muss ich mich in Geduld üben können.

 

koblenz.de: Im Gegenzug: Welche Qualitäten schätzen Sie besonders an Ihren Mitmenschen?

Andreas Lukas: Ich schätze es sehr, wenn mir Menschen in meinem Umfeld sachlich, freundlich und konstruktiv unter vier Augen kritische Anregungen geben. Das bewahrt einen vor Fehlern.

 

koblenz.de: Sie haben frei und können Ihren Tag so gestalten, wie Sie möchten. Wie sieht für Sie der perfekte Tag aus?

Andreas Lukas: Einen Tag ohne Arbeit gab es in den vergangenen Jahren kaum. Das stört mich auch überhaupt nicht. Familie und Beruf sind für mich persönlich die wesentlichen Bestandteile für ein gelingendes Leben. Ein guter Tag beginnt mit einer kleinen Laufrunde, einem starken Espresso und einer gedruckten Zeitung. Perfekt ist der Tag, wenn sich in seinem Verlauf die Gelegenheit ergibt, etwas mit meinem Sohn Philipp zu unternehmen. Wir probieren im Moment einiges aus, wie Stadion, Theater, Museum, malen, singen, schwimmen oder Exkursionen in die Natur.

 

koblenz.de: Ganz klassisch oder auch ausgefallen: Welche kulinarischen Genüsse schätzen Sie besonders?

Andreas Lukas: Ich liebe Wein. Wegen seines Alkoholgehalts konsumiere ich Wein jenseits von gesellschaftlichen Anlässen, wo er ein verbindendes Element ist, aber nur in ganz geringen Mengen. An einem ruhigen Abend gieße ich mir ein Glas ein und versuche die Aromen möglichst genau mit der Nase zu erfassen. Das hat etwas Meditatives. Gerade am Mittelrhein bekommt man für verhältnismäßig kleines Geld eine Topqualität bei Prädikatsweinen.

 

koblenz.de: Geben Sie uns ein paar Schmöker-Tipps: Welche drei Bücher nehmen Sie mit auf eine einsame Insel?

Andreas Lukas: In „Muldental“ erzählt Daniela Krien in einfacher, schöner, geradezu perfekter deutscher Sprache von Menschen aus Ostdeutschland, die sich trotz Zeitenwende und Schicksalsschlägen ihre Würde bewahren und weitermachen. In „Alles Leben ist Problemlösen“ legt Karl Popper dar, dass eine fortwährende Fehlerkorrektur die Methode des Fortschritts ist. Zum Vergnügen lese ich gerne Italien-Krimis, insbesondere die in Triest spielenden Fälle des Commissario Laurenti von Veit Heinichen.

 

koblenz.de: Bei welchen Filmen packen Sie das Popcorn aus? Oder sollen es doch lieber Serien sein?

Andreas Lukas: Weder Filme noch Serien. Ich schaue mir gerne Dokus zur Geschichte in der 3sat-Mediathek an oder entspanne bei „Bares für Rares“ bzw. „Kunst + Krempel“.

 

koblenz.de: Wie sieht es mit Sport aus? Treiben Sie Sport und haben Sie einen Herzenssportverein?

Andreas Lukas: Ich gehe auf die vierzig zu und mache daher ein wenig Ausdauer-, Kraft- und Rückentraining. Als Schüler habe ich in der Jugend des TSV Schott Mainz Fußball gespielt. Heute schaue ich gerne Fußball live im Stadion. Man ist an der frischen Luft, unter Menschen und erlebt Emotionen. In einem Fußballstadion kann ich einfach super gut entspannen. Mein Herzensverein ist der 1. FC Kaiserslautern und ich bin regelmäßig auf dem Betze. Natürlich bin ich mittlerweile auch Mitglied der TuS und schaue mir die Spiele im Oberwerth-Stadion an. Für meinen Sohn habe ich eine Dauerkarte mitbestellt. Ich glaube, sein Herzensverein wird die TuS, frühkindliche Prägung eben.

 

koblenz.de: Worüber können Sie herzhaft lachen?

Andreas Lukas: Zunehmend über mich selbst. Seit fünf Jahren unterrichte ich an Hochschulen und die Gesichter, in die man schaut, sind generell etwas bedrückender geworden. Die Kostensteigerungen für Wohnen und Essen, die Kriege, Corona, die Umweltkrisen, das macht jungen Menschen zu schaffen. Ich versuche, dass in jeder Einheit einmal herzhaft gelacht wird. Wenn ich Witze über meine Unzulänglichkeiten mache, dann verletzt das niemanden. Anfangs hatte ich Bedenken, dass es meiner Autorität schaden könnte. Meine Erfahrung ist aber, dass dich die Studierenden stets respektieren, wenn du eine gute Lehre machst und ihre Bedürfnisse ernst nimmst. Dann verzeihen sie dir auch Fehler und lachen mit dir mit.

 

koblenz.de: Auch, wenn das schöne Koblenz natürlich zum Verweilen einlädt: Welchen Ort würden Sie gerne bereisen und warum?

Andreas Lukas: Marseille, denn mein Großvater Heinz Berkel, der leider bereits kurz nach meiner Geburt 1984 verstorben ist, war dort in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Er hat in einem Marseiller Hafenbecken Schiffe entladen. Aufgrund von Zeichnungen, die er 1945/46 gemacht hat und die ich zwischenzeitlich besitze, habe ich die Nummer und den Standort des Lagers herausfinden können. Ich will an die gleiche Stelle gehen und von dort auf das Mittelmeer sehen. Bei dem Blick auf das Meer hat er bestimmt kein Fernweh verspürt, sondern Heimweh nach der Pfalz.

 

koblenz.de: Herr Lukas, Sie haben nun mit Bravour alle Fragen beantwortet. Wir bedanken uns herzlich für das Gespräch und wünschen Ihnen eine spannende Amtszeit mit viel Erfolg und Freude bei Ihrem Tun. Das letzte Wort gehört nun Ihnen.

Andreas Lukas: Danke Koblenz für die herzliche Begrüßung.