Mittelrhein-Museum

Leben in Koblenz

Kultur

Foto- und Ansichtskartensammlung

Im Stadtarchiv Koblenz werden neben alten Post- und Ansichtskarten viele historische Fotoaufnahmen und -abzüge im Klein-, Mittel- und Großformat, ganze Fotoalben und Fotosammlungen sowie zum Teil sehr umfangreiche Fotoarchive verschiedener Koblenzer Fotografen, wie zum Beispiel des Fotografenmeisters Herbert Gauls, aufbewahrt. Diese werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie von unseren Benutzerinnen und Benutzern rege angefragt und genutzt. Die Entstehungszeiten reichen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Bei den Motiven handelt es sich sowohl um private Personen- und/oder Gebäudeaufnahmen Koblenzer Bürgerinnen und Bürger als auch um Fotoaufnahmen „prominenter“ Persönlichkeiten und/oder offizieller Handlungen und Ereignisse.


Koblenzer Straßenbahn.
Fahrgäste auf dem Weg zu einem Spiel der TuS Neuendorf im Stadion Oberwerth. Der Straßenbahnverkehr konnte im Jahr 1946 wiederaufgenommen werden. Die Straßenbahn war bis zu ihrer endgültigen Aufgabe im Jahr 1967 ein zentrales Fortbewegungsmittel. Koblenz, 1946 (StAK FA 1,870).


Am Plan, Blick in die Südostecke.
V. r. n. l.: Am Plan 14 (Knödgen-Mantell, Eisenwaren), Am Plan 16 (Hotel Zum Wilden Schwein), Am Plan 18, Am Plan 20 (Friedrich Wilhelm Cunz, Fahrräder und Nähmaschinen), Am Plan 22, Am Plan 24 (Hirsch-Apotheke), Am Plan 26 (Schreibwaren Peine), ganz links: Entenpfuhl 1 (Bekleidungshaus Geschwister Alsberg).
Koblenz, ca. 1920-1925 (StAK FA 4,21 Nr. 13 Bild Nr. 99).


Zur besseren historischen Einordnung und Erschließung sowie zur Klärung von Rechtefragen wird eine Datenbank bzw. Dokumentation der Koblenzer Fotografen geführt. Als Momentaufnahme der Koblenzer Vergangenheit ohne zeitlichen Abstand stellen die historischen Fotos eine wichtige Quellengrundlage zur Geschichte der Stadt Koblenz dar. Sie dienen zunächst vor allem als „Quellen für den Sachverhalt, den sie zeigen“[1]. Bei der Nutzung von Schriftquellen fehlt oft die Vorstellungskraft. So können historische Fotos in besonderer Weise die Geschichte der Stadt Koblenz und die Entwicklung des Stadtbildes dokumentieren.

Dabei unterliegen sie aber natürlich immer auch dem unerlässlichen quellenkritischen Blick, denn es darf keinesfalls vergessen werden, dass Fotoaufnahmen nicht von selbst entstehen. Einzelpersonen wählen die Motive, die sie fotografieren, entweder unbewusst oder bewusst aus. Nicht die Kamera, sondern Menschen entscheiden und bewerten, welche Motive für eine fotografische Momentaufnahme relevant sind und welche nicht. Dabei können ästhetisch-künstlerische, politische und/oder soziogesellschaftliche Beweggründe eine Rolle spielen. Bei der Nutzung, Untersuchung und Interpretation historischer Fotoaufnahmen ist es also zwingend notwendig, nicht nur das Abgebildete, also das „Was“, zu untersuchen, sondern auch die Art der Fotoaufnahme, also das „Wie“, und die zugrundeliegende Motivation, also das „Warum“, des Bildes. Nicht zuletzt sind auch die Betrachter der Fotoaufnahmen in die Untersuchung miteinzubeziehen, denn auch die individuelle Wahrnehmung und Wirkung der Fotografie bei den Betrachtern ist subjektiv. Die Einordnung der Fotografien sowohl in den lokalhistorischen Kontext der Koblenzer Stadtgeschichte als auch in den gesamthistorischen Kontext darf dabei ebenfalls nicht vergessen werden. Häufig erhalten historische Fotoaufnahmen über ihre Funktion als Quelle hinaus auch mehrheitsfähigen, populären Symbolcharakter. Dabei steht dann weniger der abgebildete Sachverhalt an sich, sondern eher die damit verbundene Interpretation im Vordergrund, die es bei der Nutzung und Untersuchung des Fotos zu beachten gilt.[2]



[1] Siehe Hamann, Christoph: Fotografien im Geschichtsunterricht. Visual History als didaktisches Konzept, Frankfurt 2019, S. 5.

[2] Vgl. ebd., S. 5-7.