Anton-Gabele-Straße
Benennung
Beschluss des Stadtrats vom 22. Oktober 1981
Erläuterung
Anton Gabele (Buffenhofen, Landkreis Sigmaringen 28. Juli 1890 – 13. August 1966 Koblenz) trat nach seinem Studium der Germanistik, Romanistik und Anglistik 1913 seine erste Lehrerstelle am Knabenwaisenhaus Kemperhof in Koblenz an. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg wechselte er 1919 an das Städtische Realgymnasium (heute Eichendorff-Gymnasium) und promovierte ein Jahr später an der Universität Bonn. 1955 trat er in den Ruhestand. Gabele schrieb Unterhaltungsromane und Erzählungen (u. a. „Haus zur Sonne“, „Die Reise nach Bernkastel“).
Gabele war nach eigenen Angaben seit 1933 NSDAP-Parteianwärter, ohne je ein Mitgliedsbuch bekommen zu haben. Im März 1944 trat er (wie andere Prominente) als Redner bei NSDAP-Propagandakundgebungen auf. Dementsprechend wurde er im Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer“ eingestuft. Gabele schrieb rückblickend über sein Verhältnis zum Nationalsozialismus: „Wir werden bestraft, weil wir das faule Theater des Nationalsozialismus nur im Innern widersprechend und nur im Flüsterton dagegen murrend an uns vorübergehen ließen und nicht dagegen schrien und anrannten und schlugen. Wir hätten diesen Schrei und Schlag damals mit dem Tode gebüßt, nun büßen wir unser Schweigen mit lebenslänglicher Qual und vielleicht mit dem Tod unserer lieben Kinder“ (Wackersdorfer Tagebuch, 17.5.1945).
Zwar hat Gabele durch seine Parteianwärterschaft bekundet, dass er bereit war, der NSDAP beizutreten, und sie finanziell durch Beitragszahlungen unterstützt. Andererseits hat er sich in seinen wenigen Veröffentlichungen in parteiamtlichen Organen mit Huldigungen zur NS-Ideologie oder der Person Hitlers sehr zurückgehalten bzw. sie ganz vermieden. Seine sonstigen Publikationen waren leichte Unterhaltungsliteratur.
Erinnerungskultur
Der Stadtrat hatte der Verwaltung den Auftrag gegeben, alle Koblenzer Straßennamen auf eine Belastung hinsichtlich der Namensgebung zu prüfen. In einer dezernatsübergreifenden Projektgruppe wurden alle Koblenzer Straßennamen auf den historischen Hintergrund der Benennung überprüft. Hierbei kam die Projektgruppe zu dem Ergebnis, dass eine NSDAP-Mitgliedschaft, Propagandatätigkeit oder amtliche Tätigkeit für die NSDAP, ihre Vertreter oder nahestehende Organisationen noch kein ausreichender Grund für eine Straßenumbenennung darstellt. Allerdings würde unter den heutigen, d. h. strengeren Maßstäben als zum Zeitpunkt der Benennung, eine solche Straßenbenennung nicht mehr erfolgen. Auch von einer aus ideologischen Gründen in der NS-Zeit erfolgten Benennungen würde heute in allen Fällen abgesehen werden