Planzeichnung

Umwelt und Planung

Hans-Bellinghausen-Straße

Benennung

Beschluss des Stadtrats vom 11. Februar 1971.

Erläuterung

Dr. phil. Hans Bellinghausen (Ehrenbreitstein 8. April 1887 – 27. März 1958 Koblenz) studierte Geographie und Geschichte. 1920 wurde er wissenschaftlicher Hilfsangestellter bei der Stadt Koblenz. Von 1936 bis 1945 leitete er die Stadtbücherei und das Stadtarchiv, ab 1943 zusätzlich die Schulverwaltung. 1945 wurde er von der französischen Militärregierung verhaftet und bis 1948 im Lager Diez interniert. 1952 trat er in den Ruhestand.

Bellinghausen veröffentlichte rund 1000 Bücher und Aufsätze, davon 30 größere Arbeiten, über die Geschichte von Koblenz und Umgebung. Darüber hinaus erarbeitete er eine Ausstellung über die Besatzungs- und Separatistenzeit nach dem Ersten Weltkrieg, die 1932 erstmals gezeigt wurde. Darin bediente der Autor auch rassistische Ressentiments gegen farbige Besatzungssoldaten. Obwohl die Ausstellung nicht seine Idee war, gab er die „national-historische“ Ausstellung stets als ein von ihm begründetes und erweitertes Werk aus.

Nach 1932 als Autor und Redner der NSDAP gefragt zu sein, schmeichelte Bellinghausen, da er sich in seiner städtischen Laufbahn stets zurückgesetzt und übergangen fühlte. Zweifellos biederte er sich dem NS-Regime an, indem er Hitler und sein Werk – allerdings eher floskelhaft – rühmte. Mit seiner Reputation als regional bekannter Heimatforscher trug Bellinghausen mit seinen Artikeln, auch in parteiamtlichen Blättern, zur Legitimation der NS-Propaganda bei. Allzu willfährig stellte er sich sowohl aus wirtschaftlichem Opportunismus als auch aus persönlicher Eitelkeit in deren Dienst.

Erinnerungskultur

Der Stadtrat hatte der Verwaltung den Auftrag gegeben, alle Koblenzer Straßennamen auf eine Belastung hinsichtlich der Namensgebung zu prüfen. In einer dezernatsübergreifenden Projektgruppe wurden alle Koblenzer Straßennamen auf den historischen Hintergrund der Benennung überprüft. Hierbei kam die Projektgruppe zu dem Ergebnis, dass eine NSDAP-Mitgliedschaft, Propagandatätigkeit oder amtliche Tätigkeit für die NSDAP, ihre Vertreter oder nahestehende Organisationen noch kein ausreichender Grund für eine Straßenumbenennung darstellt. Allerdings würde unter den heutigen, d. h. strengeren Maßstäben als zum Zeitpunkt der Benennung, eine solche Straßenbenennung nicht mehr erfolgen. Auch von einer aus ideologischen Gründen in der NS-Zeit erfolgten Benennungen würde heute in allen Fällen abgesehen werden