Planzeichnung

Umwelt und Planung

Hermann-Löns-Straße

Benennung

Beschluss des Stadtrats vom 10. Dezember 1970.

Erläuterung

Hermann Löns (Kulm/Westpreußen, heute Chełmno 29. August 1866 – 26. September 1914 bei Loivre/Frankreich), Journalist, Schriftsteller und Naturforscher. 1884 zog er nach Münster, wo er das Studium der Medizin und Naturwissenschaften aufnahm, jedoch nicht abschloss. Löns betätigte sich journalistisch, was mit häufigem Wohnortwechsel verbunden war. Trotz seines Alters meldete er sich 1914 freiwillig zum Kriegseinsatz und fiel schon nach einem Monat.

Löns‘ Jagd- und Tiergeschichten („Mein grünes Buch“, 1901) und Romane („Der Wehrwolf“, 1910) idealisierten die Natur und übten Kritik am zeitgenössischen Kulturbetrieb und der modernen Stadt. Auch die Themen „Rasse“ und ihre „Entartung“ spielten bei ihm schon eine Rolle. Nach 1933 vereinnahmten die Nationalsozialisten den Autor als einen Vorläufer ihrer „Bewegung“; Reichserziehungsminister Bernhard Rust bezeichnete ihn als „Künder des Dritten Reiches“. Löns wurde als Symbol- und Propagandafigur für die Wiederaufrüstung und die bäuerliche „Blut- und Boden“-Ideologie reklamiert. Im Zweiten Weltkrieg nutzte man seinen „Wehrwolf“-Roman propagandistisch im Sinne der allgemeinen Militarisierung breiter Bevölkerungsschichten aus. Das führte so weit, dass Hitler nach dem angeblichen Fund seines Leichnams im besetzten Frankreich ein Staatsbegräbnis anordnete. In den 1950er-Jahren sollte Löns‘ Werk „entpolitisiert“ werden, indem man den Jagd- und Tierschriftsteller mit seinen idyllischen Naturschilderungen in den Vordergrund rückte.

Erinnerungskultur

Der Stadtrat hatte der Verwaltung den Auftrag gegeben, alle Koblenzer Straßennamen auf eine Belastung hinsichtlich der Namensgebung zu prüfen. In einer dezernatsübergreifenden Projektgruppe wurden alle Koblenzer Straßennamen auf den historischen Hintergrund der Benennung überprüft. Hierbei kam die Projektgruppe zu dem Ergebnis, dass eine NSDAP-Mitgliedschaft, Propagandatätigkeit oder amtliche Tätigkeit für die NSDAP, ihre Vertreter oder nahestehende Organisationen noch kein ausreichender Grund für eine Straßenumbenennung darstellt. Allerdings würde unter den heutigen, d. h. strengeren Maßstäben als zum Zeitpunkt der Benennung, eine solche Straßenbenennung nicht mehr erfolgen. Auch von einer aus ideologischen Gründen in der NS-Zeit erfolgten Benennungen würde heute in allen Fällen abgesehen werden