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Denkmal des Monats März 2021

Das Tor der Feste Kaiser Franz in Lützel

Agyptenmoden am Rhein

Eigentlich wurde das Tor der Feste Kaiser Franz in Lützel aber gebaut, um den Zugang zu kontrollieren und im Angriffsfall zu versperren. Für diesen Zweck genügen starke Mauern, feste Torflügel und ein Graben mit Zugbrücke. Genau diese Einrichtungen besaß auch das Tor der Feste Kaiser Franz. Es ist jedoch mehr als eine Sicherung des Zugangs. Mit seinen Anklängen an das alte Ägypten erfüllt es eine repräsentative Funktion und spiegelt die Zeit um das Jahr 1820.

Die Tordurchfahrt flankieren zwei Sandsteinlisenen, die sich nach oben verjüngen. Sie tragen ein ausschwingendes Gebälk, das mit einem wulstförmigen Gesims unterteilt ist. Die verwitterte Inschrift im Gebälk lautet: „VESTE KAISER FRANZ / ERBAUET UNTER FRIEDRICH WILHELM III / IN DEN JAHREN 1817 BIS 1820“.

Bild der Einschrift Haupttor Feste Franz
Einschrift Haupttor Feste Franz

Das Feld über der Inschrift trägt den preußischen Adler mit weit ausgebreiteten Schwingen. Er wendet seinen bekrönten Kopf nach (heraldisch) links und hält in seinen Fängen Reichsapfel und Zepter. Festungsadler waren typisch für die Haupttore der preußischen Festungswerke, doch meist wurden sie aus Gusseisen gefertigt und nicht als stark geometrisch aufgefasste Ritzzeichnung in Sandstein gestaltet.

Der Festungsadler der Feste Franz lehnt sich jedoch an eine Darstellung des ägyptischen Sonnengottes Ra an, und das gesamte Tor erinnert an Tore des alten Ägypten, Hier spiegelt sich die Ägypten-Mode des frühen 19. Jahrhunderts, die dank der Ägypten-Reise Napoleons und der danach erschienenen „Déscription de l’Égypte“ („Beschreibung Ägyptens“) aufkam. Mit dem Tor der Feste Franz werden der Bauherr König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und sein Königreich mit dem Glanz des antiken Ägypten verbunden. Etwas von diesem Glanz fällt auch auf den Namensgeber des Festungswerks, Kaiser Franz I. von Österreich, einen der Verbündeten Preußens im Kampf gegen Napoleon und Frankreich bis zum Jahr 1815.

Friedrich Wilhelm III. befahl am 11. März 1815 den Bau der Festung Koblenz und die Wiederherstellung der Festung Ehrenbreitstein. Der Grundstein für die Feste Kaiser Franz wurde am 14. April 1817 gelegt. Als eine der ersten Festungsanlagen an Rhein und Mosel war sie 1822 vollendet; 1823 zogen die ersten Soldaten in ihre Kasematten ein, die letzten Soldaten zogen erst 1918 aus, als die Anlage schon fast längst nicht mehr als Festungswerk, sondern nur noch als Kaserne diente

Noch liegt das Tor mit dem Adler etwas versteckt. Dies war sogar Absicht: Der Zugang von der Bodelschwinghstraße hatte noch zwei vorgelagerte Tore und führte in einen Vorhof, eine Barbakane. Seitlich versetzt kam man dort zum eigentlichen Tor; dieses konnte somit auch nicht von außen direkt beschossen werden.

Seit mehr als 20 Jahren bietet der Verein Feste Franz e. V. bei Führungen Einblicke in diesen Torbereich. Künftig werden das Tor und die dahinterliegende Poterne, ein gegen Beschuss gedeckter Tunnel, einer der Zugänge zum Festungspark Feste Franz sein. Die Arbeiten daran sind in vollem Gange.