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Denkmalschutz

Denkmal des Monats Januar 2022

Das südliche Ende der Südallee

Koblenz auf dem Weg ins 20. Jahrhundert

Ab 1920 entstand nach Plänen von Koblenzer Architekturbüros eine geschlossene Bebauung des südlichen Teils der Südallee und angrenzender Straßen mit drei- und viergeschossigen Bauten. Ihre Fassaden wurden klar gegliedert; hervorgehobene Eingangsbereiche und Reliefs setzten besondere Akzente. Mit einer Staffelung in der Vertikalen wie der Horizontalen zur Josefkirche hin erhielt die Südallee eine gestalterische Steigerung zu dem Gotteshaus, dessen 97 Meter hohe Einturmfassade den Bezugspunkt der Südallee bildet.


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    Die Stadt Koblenz setzte sich schon zur Zeit des Oberbürgermeister Carl Heinrich Lottner (im Amt 1867 bis 1888) für die Aufgabe der Stadtbefestigung ein. Das Stadtgebiet innerhalb der Befestigung war dicht bebaut und zu stark bevölkert. Im Vorfeld der Stadtbefestigung durften nur Fachwerkbauten, sogenannte Rayon-Häuser, stehen, die sich leicht abreißen ließen, um im Verteidigungsfall das Schussfeld der Festung Koblenz und Ehrenbreitstein freizumachen. Als die Festung 1886 als minder wichtig eingestuft wurde, waren erste Erleichterungen der Lage möglich, aber erst die Auflassung der linksrheinischen Festungswerke ab 1890 gab den Weg für die Erweiterung der Stadt Koblenz frei. Mit Oberbürgermeister Emil Schüller (im Amt 1888-1902) an der Spitze begann die Stadt Koblenz damit, die Planungen von Hermann Joseph Stübben, der in jener Zeit auch die Kölner Stadterweiterung plante, umzusetzen.

    Zwischen die schon vorhandenen, von der Alt- und Neustadt nach Süden laufenden Straßenachsen Löhrstraße und Mainzer Straße kamen die Hohenzollernstraße und die Kaiser-Friedrich-Straße, die heutige Südallee. Querachsen sowie die Herz-Jesu-Kirche, die Christuskirche und die St.-Josef-Kirche sowie der Hauptbahnhhof als städtebauliche und soziale Bezugspunkte setzten prägende Akzente.

    Blick durch die Südallee auf dei St.-Josef-Kirche, 1920er Jahre

    Die Südallee wurde zunächst nicht bebaut. Während zum Beispiel der Bereich um die Josefkirche und der Markenbildchenweg eine gemischte Bebauung von verschiedenen Bauherren und Architekten erhielt, bot sich hier um 1920 mit dem Wohnungsbedarf der Alliierten die Chance, ganze Straßenzüge zu gestalten.

    Den Zuschlag erhielten das Architekturbüro Stähler & Horn und die Architekten August Leu und Ehrhardt Müller aus Koblenz. Sie gestalteten Wohnblöcke, die in die Nebenstraßen ausgreifen und heute als bauliche Gesamtanlage unter Schutz gestellt sind: Südallee 57, 59, 61, 58, 60, 62, 64, 66, 69, 71, 73, 75, 76 und 78 zusammen mit Hohenzollernstraße 59, Johannes-Müller-Straße 6, 8, 9, 9a, 10, 11, 11a, 12, 14 und 16, Kurfürstenstraße 66, Ludwigstraße 11 und 13 sowie St.-Josef-Straße 20. Bis 1929 wohnten hier Angehörige der Besatzungstruppen und der Interalliierten Rheinland-Kommission mit ihren Familien. Danach öffneten sich die Türen für den Wohnungsmarkt.

    Es entstanden großzügige helle, modern und komfortabel ausgestattete Wohnungen in drei bis vier Geschossen. Die Dachgeschosse enthielten unter anderem Maisonette-Wohnungen für das Hauspersonal der ersten Bewohner. Die klaren Gliederungen der Putzfassaden wurden durch vorspringende Gebäudeelemente wie die Eingangsbereiche, die Rahmungen der Fenster und auch die Sprosseneinteilung der Fenster mit geschickt belebenden Akzenten versehen.

    Die Planungen der Südlichen Vorstadt hatten auch zum Ziel, Freiräume zu entwickeln. Gemäß diesen Vorgaben wurde die Fahrbahn der Südallee großzügig gestaltet. An ihr entlang entstanden auf beiden Seiten breite Fußgängerwege sowie Grünanlagen mit Hecken und Bäumen. Hinter den Häusern blieb Raum für große, in weiten Teilen begrünte Höfe.

    Hier wurde zukunftsweisend geplant und gebaut, um auch diesen Teil der Vorstadt mit guter Wohnqualität auszustatten. Aus gutem Grund gehört die Südallee bis heute zu den beliebten Wohngebieten in Koblenz. Der Denkmalschutz hilft hier, diese Qualität des Viertels zu bewahren und schonend weiterzuentwickeln.