Das Romanische Haus in Horchheim
Wie ein Wohnturm steht das dreistöckige repräsentative Gebäude mit seinem Krüppelwalmdach an der Emser Straße. Seit seiner Sicherung und Restaurierung vor gut zehn Jahren prägt es den Kern des Stadtteils wieder deutlich mit. Es lässt erahnen, dass sich um die Pfarrkirche St. Maximin mit ihrem romanischen Turm noch ein mittelalterlicher Ortskern gruppiert.
Das Romanische Haus wurde 1408 als Präsenzhof des Koblenzer Stifts St. Florin erstmals erwähnt und behielt diese Verwaltungsfunktion bis zur Säkularisation im Jahr 1802. Seine Bausubstanz lässt jedoch erkennen, dass das Gebäude im 13. und 14. Jahrhundert eine andere Funktion hatte.
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Die Stadt Koblenz erwarb das Baudenkmal im Jahr 2001 und führte von 2005 bis 2013 eine umfangreiche bauliche Sicherung und Restaurierung durch, in die Fördermittel des Bundes, des Landes Rheinland-Pfalz und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einflossen. Die Außenwände wurden durch Verpressung stabilisiert. Das Dach wurde neu mit Schiefer eingedeckt. Stahlanker sorgen für einen sicheren Verbund des Dachtragwerks mit den Giebelwänden. Im Inneren wurden jüngere Wände entfernt, um den mittelalterlichen Raumgrundrissen näherzukommen. Zudem wurde die im Kern barocke hölzerne Spindeltreppe ertüchtigt. Ein Anbau des 19. Jahrhunderts, der zuletzt eine Metzgerei aufnahm, wurde abgerissen, um das Haus freizustellen, ebenso ein stark vom Pilz befallener Barockbau auf der Rückseite.
Ursprünglich bestand das Haus aus dem tonnengewölbten Keller und zwei Geschossen. Die Mauern des Erdgeschosses sind mit einer Dicke von 80 Zentimentern sehr massiv gebaut. Fußböden und Decken ließen sich dendrochronologisch, das heißt durch das Auszählen von Jahresringen, auf das Jahr 1241 datieren. Da Holz im Mittelalter frisch verarbeitet wurde, ist davon auszugehen, dass das Haus mit dem hölzernen Ausbau im Jahr 1241 fertiggestellt wurde.
Ein markantes Gestaltungselement im ersten Obergeschoss der Straßenseite, zu der die Dachtraufe orientiert ist, hilft, das Gebäude stilistisch in der Spätromanik einzuordnen. Das zentrale Bogenfenster dort besitzt einen Kleeblattrahmen, in den ein Rundstab aus Tuffstein eingepasst ist. Der Spätromanik sind auch die beiden Rundbogenfenster im ersten Obergeschoss der Hofseite zuzuordnen, die die vorspringende Lisene des Kamins rahmen.
Die Giebel waren stufenförmig gestaltet. Die Stufen des Giebels waren mit zum Teil erhaltenen Deckplatten sowie mit dachförmigen Sattelsteinen belegt. Der nach außen gerichtete Kellerzugang in der südlichen Giebelseite ist typisch für die Erbauungszeit. Seine Größe lässt erahnen, dass der Keller auch Weinfässer aufnahm. Der historische Hauseingang ist derzeit ebensowenig nachvollziehbar wie die mittelalterliche Treppe.
In der Gotik erfuhr das Haus eine Aufstockung. Die Stufengiebel wurden zu spitzen Schildgiebeln aufgemauert, um ein zweites Obergeschoss zu gewinnen. Der spätmittelalterliche Dachstuhl wurde im Jahr 1472 aufgeschlagen, wie die dendrochronologische Datierung ergab. Seitdem liegt der Dachfirst auf einer Höhe von 12,50 Metern.
Farbreste zeigen, dass das Haus verputzt und farbig gefasst war, ursprünglich wohl mit einem roten Anstrich, auf den weiße Fugen aufgemalt waren. Diese Fassung, verbunden mit den repräsentativen architektonischen Elementen, gab dem Haus eine starke Wirkung. Ein Torbogen aus dem 12. Jahrhundert, dessen Pfeiler als letzte Überbleibsel Mitte des 20. Jahrhunderts verschwanden, ergänzte diese Wirkung.
Es spricht vieles dafür, das Romanische Haus in Horchheim als Wohnsitz einer namentlich nicht bekannten Ministerialenfamilie zu deuten, einer adligen Familie im Dienst des Landesherrn, des Erzbischofs von Trier. Es finden sich Bezüge zu anderen romanischen Ministerialensitzen in Koblenz wie dem Haus der Familie von Bachem (heute: Haus Metternich) und jenem der Familie von der Arken, das im Kern der Alten Burg an der Kaminlisene und einem Bogenfries erkennbar ist. Diese Gebäude und das Romanische Haus in Horchheim machen neben den romanischen Kirchen deutlich, welche Bedeutung Koblenz in der Zeit der Stauferkaiser im 12./13. Jahrhundert besaß.
Denkmalpflegerisch ist die Geschichte des Romanischen Hauses noch nicht abgeschlossen. Ein Baudenkmal braucht für seine dauerhafte Erhaltung eine schonende Nutzung. Diese zu finden, ist eine Herausforderung für die Stadt Koblenz, da selbst Putze, Böden, Decken und Dachstuhl des Hauses noch historischer Bestand sind. Ein mittelalterliches Haus mit solch reichem Originalbestand ist eine große Kostbarkeit, aber diese Bedeutung schränkt mögliche Nutzungen deutlich ein, weil es gilt, den bedeutenden Bestand umfassend zu erhalten.