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Denkmal des Monats Mai 2023

Von der massiven Fassade zur Fiiligranen Architektur

Die Bauten am Mainzer Tor als Beispiele für die Architektur der 50er-Jahre

Die Neubauten aus den Jahren 1950 bis 1953 zeigen in ihrer Gestaltung den Wandel von der klassischen massiven Fassade hin zu filigraneren Formen. Sie spiegeln eine Entwicklung, die das Bauen ab den 1950er-Jahren geprägt hat.

So wie die Bauten verschiedene Gestaltungsweisen der Architektur spiegeln, setzen sie auch einen städtebaulichen Akzent, indem sie als Kopfbauten mit seitlich wegschwingenden Flügeln das nördliche Entree der Mainzer Straße bilden und von der recht offen angelegten Neustadt in die dichtere Bebauung der Südlichen Vorstadt überleiten.


Mainzer Tor historisch
Ehemaliges Mainzer Tor in der Stadtbefestigung
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    Die Geschichte des Mainzer Tors

    Das Mainzer Tor der Koblenzer Stadtbefestigung wurde ab 1820 erbaut und bereits 1824 mit Truppen belegt. Es war der Zugang der Mainzer Chaussee bzw. Mainzer Straße zur befestigten Stadt Koblenz. Das für die Verteidigung ausgelegte beschusssichere Kasemattenkorps des Tores war die Heimat von Einheiten der 8. preußischen Artilleriebrigade und zuletzt bis 1887 die Kaserne des Feldartillerie-Regiments von Holtzendorff (1. Rheinisches) Nr. 8.

    Das eigentliche Tor lag in einem zentralen Bau, den zum Feld hin zwei vorspringende Flügel rahmten, die auch der Sicherung des Tores dienten. Zur Stadt hin waren die Fassaden des Mainzer-Tor-Kasemattenkorps reich gestaltet. Zwei wuchtige runde Treppentürme flankierten den zentralen Bau mit der Tordurchfahrt. Nachdem die Festung Koblenz und Ehrenbreitstein 1886 als weniger wichtig eingestuft war, wurde 1889 der mittlere Bau des Tores abgerissen, um den Verkehrsfluss zu verbessern. 1898/99 wurde der Rest des Tores abgebrochen, als auch die Koblenzer Stadtbefestigung niedergelegt wurde und auf ihrem Baugrund der Kaiser-Wilhelm- und der Kaiserin-Augusta-Ring angelegt wurden, die heute Friedrich-Ebert-Ring und Moselring heißen.

    Im Zuge der Anlage der Südlichen Vorstadt entstanden nah dem Standort des Mainzer Tores um das Jahr 1900 zwei reich verzierte historistische Bauten mit nach Norden weisenden angeschrägten Ecken. Diese markanten Bauten weiteten die Einmündung der Mainzer Straße zur neu errichteten städtischen Festhalle platzartig auf. Eckerker, Giebel und Türmchen setzten hier weitere Akzente.

    Mainzer Straße Nordende um 1910
    Nordende der Mainzer Straße um 1910

    Die Baugeschichte dieser Einmündung der Mainzer Straße forderte beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg wieder die Setzung eines städtebaulichen Akzentes. Mit modernen, eher reduzierten Mitteln gelang dies, indem die Bebauung der Mainzer Straße durch zwei flachgedeckte fünfgeschossige kubische Kopfbauten betont wurde. Das Sonderbauamt Koblenz plante die Bauten für die französische Militärverwaltung. Unter anderem war hier das französische Offiziers-Casino untergebracht.

    Der östliche, zum Rhein orientierte Bau entstand 1950/51. Er zeigt unter seinem vorkragenden flachen Dach eine strenge Putzfassade mit eher kleinen Fenstern in sieben Achsen. Eine Rustizierung betont die Gebäudeecken. Ein zurückversetzter Flügel setzt den Bau Richtung Bismarckstraße fort.

    Julius-Wegeler Straße 12

    Der westliche Bau wurde 1952/53 errichtet und spiegelt deutlich den Geist der 1950er-Jahre. Seine Rasterfassade mit den großen Fensterflächen vermittelt den Eindruck von Leichtigkeit und Offenheit. Das Erdgeschoss mit den hohen Fenstern fungiert als luftiges Sockelgeschoss. Streifen aus Tuffstein mit dazwischenliegenden Putzfeldern geben ein Raster vor, das waagerechte Elemente zeigt, aber von den senkrechten Elementen überspielt wird. Das auskragende Flachdach gewinnt zusätzliche Leichtigkeit, da die Fassade darunter leicht zurücktritt. Der schräg angesetzte Nebenflügel zur Rizzastraße hin setzt das Sockelgeschoss fort, ordnet sich aber durch Wegnahme eines Geschosses und die Gestaltung einer Putzfassade dem Kopfbau unter.

    Nach dem Abzug der französischen Besatzungstruppe nahmen die Bauten Am Mainzer Tor das Kommando des III. Korps der Bundeswehr auf, bis dieses 1992 in das Hochhaus am Wöllershof umzog. Die Mainzer-Tor-Bauten übernahm nach einer grundlegenden baulichen Ertüchtigung und Umgestaltung in den Jahren 1993 bis 2003 die Bundesanstalt für Gewässerkunde. Seitdem verbindet die Glasbrücke die Baukörper über die Mainzer Straße hinweg.

    Denkmalpflegerisch gelungene Erneuerung der Fenster

    Der westliche Kopfbau brachte denkmalpflegerische Herausforderungen, als es darum ging, die großen Fenster in den Obergeschossen zu ertüchtigen. Es blieb am Ende nur die Möglichkeit, die nur noch eingeschränkt nutzbaren Fenster so zu ersetzen, dass die heute unübliche Fenstergröße gehalten wurde und das Baudenkmal seine Struktur und Leichtigkeit nicht verlor.

    BImA, LBB, Planer und Denkmalbehörden einigten sich auf eine geeignete technische Lösung, die den Charakter des Denkmals wahrt und die Büros wieder besser nutzbar macht. Bis Anfang 2023 wurden daraufhin neue Metallfenster eingebaut, die die erbauungszeitlichen Formen aufgreifen, aber auch aktuelle technische Anforderungen erfüllen. Mit diesen nun dreifach verglasten Fenstern sind zugleich Wärmeisolierung und Schallschutz gesichert.

    Am Mainzer Tor 1

    Daran, dass eine Verschattung der Büroräume nötig werden könnte, hatte man in den 1950er-Jahren nicht gedacht. Es hätte aber die Wirkung und das Erscheinungsbild des Baudenkmals massiv beeinträchtigt, Jalousien vor die Fenster zu setzen. Die nun eingebauten Fenster besitzen deshalb eine Jalousie hinter der äußersten Scheibe. Die Jalousien beeinträchtigen nicht den Charakter des Bauwerks, sorgen aber doch für die nötige Verschattung und Kühlung der Räume an heißen Sommertagen.